Hohe Töne sicher auf der Klarinette treffen!
Die hohen Töne auf der Klarinette (hohe Clarin-Lage) sind nicht immer ganz einfach auf der Klarinette zu spielen. Oft kommt es zu Anspracheproblemen, dass der Ton beim Einschwingen z.B. kratzt. Oder die Töne sind viel zu tief.
In diesem Artikel möchte ich dir gerne 4 Stellschrauben nennen, mit deren Hilfe du die Probleme in den Griff bekommen kannst und deine hohen Töne leichter ansprechen, sie nicht mehr zu tief sind und einfach schön klingen. Lerne also Treffsicherheit auf der Klarinette zu bekommen, vor allem mit den hohen Tönen (g²-c³), so dass du metaphorisch ausgedrückt über den Wolken schwebst und nicht von unten auf die Wolken hochschauen musst.
Schaue dir am besten zunächst mein Video dazu an.
4 Stellschrauben
1. Ansatz
Mit dem Ansatz kannst du schon sehr viel beeinflussen. Ansatz meint hier die Position des Mundstückes im Mund sowie der Winkel, in dem das Mundstück zum Mund gehalten wird, die Lippenspannung und die Vokalformung.
Damit das nicht so theoretisch ist, wie du was formen musst, kannst mit nebenstehenden Übungen einfach einmal ausprobieren wie du deinen Ansatz formen kannst, um die Töne mit den Alternativgriffen denen mit dem “normalen” Griff anzugleichen. Nimm dir dabei gerne ein Stimmgerät zur Hilfe.
Falls du nicht weißt, wie du die Töne verändern kannst, um sie anzugleichen, probiere mal verschiedene Vokalformungen aus. Das heißt, wenn du höher kommen möchtest, formst du eher ein “i” und wenn du tiefer spielen möchtest eher ein “a” oder “o”. Gleichzeitig kannst du die Mundwinkel anspannen und in Richtung Ohren ziehen oder eher die Lippen spitzen. So veränderst du die Lippenspannung. Du wirst merken, welche Position zu welcher Vokalformung passt 😉
Außerdem kannst du dir noch mit der Veränderung des Ansatzdruckes helfen, also gemeint ist, wie viel “Druck” du mit dem Unterkiefer auf das Blatt ausübst. Sei aber vorsichtig damit, denn zu viel Druck kann den Ton schnell “eng” im Klang wirken lassen.
2. Körperhaltung
Wie du in der Abbildung sehen kannst, kommt es bei der Körperhaltung vor allem auf drei bestimmte Punkte an, die du “richtig” einstellen musst, damit du treffsicher mit den hohen Tönen wirst.
Der Mann auf der Abbildung macht es leider falsch; die Knie sind durchgestreckt, er hat ein leichtes Hohlkreuz und der Kopf ist etwas nach vorne geschoben, so dass die Halswirbelsäule noch mehr der natürlichen “S-Form” nachgibt.
Wenn du diese 3 Körperstellen richtig einstellst, verspreche ich dir, dass du viel leichter schöne Töne auf der Klarinette erzeugen kannst und eben auch die hohen Töne leichter ansprechen.
Also, was heißt jetzt richtig?
Lasse 1. die Knie locker, kippe 2. dein Becken leicht, so dass du aus dem Hohlkreuz kommst und sich gefühlt deine Lendenwirbelsäule nach unten hin verlängert und “setze 3. den Kopf richtig auf”. Das heißt, der Schädel sollte auf der Wirbelsäule so aufliegen, dass der Schnittpunkt zwischen den Ohren, hinter der Nase liegt. Dein Hinterkopf zieht nach hinten oben und verlängert gefühlt die Halswirbelsäule nach oben hin. Die Schultern entspannen sich dabei automatisch.

Wenn du nun die Klarinette ansetzt, führe das Instrument zum Kopf und nicht den Kopf zum Instrument!
3. Atmung
Bei Berücksichtigung der Körperhaltung bezüglich der drei oben genannten wichtigen Punkte, wirst du automatisch die Bauchatmung nutzen.
Entscheidend ist nun, dass du deinen Luftstrom beim Spielen der hohen Töne nicht unterbrichst und gleichförmig stabil fließen lässt. Mit der Bauchmuskulatur kannst du die Geschwindigkeit des Luftstroms verändern. Für die hohen Töne ist es besser, wenn die Luft etwas schneller fließt, da so auch das Blatt leichter schneller schwingen kann. Das passt dann zu der schnelleren Schwingungsfrequenz der hohen Töne.
Wenn du nun die hohen Töne im non legato , also gestoßen, spielen möchtest, ist es wichtig, dass auch trotz Anstoß die Luft weiter fließt. Das heißt, trenne die Töne immer nur mit der Zunge am Blatt, niemals mit dem Unterbrechen des Luftstroms oder dass du sogar vor jedem neuen Ton auch neu Luft holst.
Gerade bei hohen Tönen werden wir beim Spielen gerne schnell unsicher, wir sind vielleicht noch zu sehr mit dem Notenlesen oder der Griffabfolge beschäftigt und schon stockt der Atem. Passe also bitte auf deine konstante Ausatmung auf.
4. Hören
Das Hören ist beim Musizieren auf den ersten Blick selbstverständlich, denn man spielt ja, um gute Musik zu erzeugen, die man über das Ohr aufnimmt.
Dennoch ertappe ich immer wieder SchülerInnen, aber auch mich selbst beim Spielen ohne sich selbst zuzuhören. Genauer gesagt lassen wir uns beim Erzeugen der Töne gerne überraschen. Wir greifen einen Ton und hoffen, dass es schon stimmt, was raus kommt.
Gemeint ist also vor allem das Voraushören. Wenn du einen hohen Ton auf der Klarinette spielen möchtest und nicht weißt, wie er sich anhören soll, ist das ein kleines Glücksspiel. Denke einfach einmal an das Singen. Stelle dir einen hohen Ton vor und versuche ihn dann zu singen. Du wirst etwas anders machen als wenn du auf deiner gewohnten Tonhöhe, in deiner normalen Stimmlage, sprichst.
So ähnlich ist das auch bei den hohen Tönen auf der Klarinette. Du brauchst also eine genaue Vorstellung von dem Ton, den du erzeugen möchtest. Am besten ist, wenn du dir den Ton nicht nur auf der richtigen Tonhöhe vorstellen kannst, sondern auch in der Lautstärke, der Klangfarbe, den Tonbeginn sowie das Tonende. Eventuell kannst du auch noch deine anderen Sinne mit einbeziehen. Je mehr Verknüpfungen du bildest, umso präziser kannst du den Ton abspeichern.
Versuche doch einmal folgende Fragen für dich zu beantworten:
- Wie fühlt sich der Ton für mich an?
- Hat er einen Geruch oder einen Geschmack?
- Kann ich dem Ton eine bestimmte Farbe zuordnen?
Vergiss aber nicht, dass das Voraushören am wichtigsten ist.
Damit du das gute Zuhören üben kannst und damit lernst in Zukunft auch die hohen Töne vorauszuhören, habe ich dir drei Hörbeispiele aufgenommen. In allen Beispielen kommen nur die vier Töne g², a², h² und c³ vor. Die Reihenfolge ändert sich und es können auch Töne doppelt vorkommen.
Am besten, du spielst zuerst die vier Töne einmal oder zweimal für dich auf der Klarinette.
Klicke dann auf den Playbutton und höre dir den ersten Ton an und versuche ihn direkt zu erkennen und nachzuspielen. Es folgt der zweite Ton, usw.
Du findest die Lösung, wenn du mit der Maus über “Zeige Lösung” fährst.
Ich wünsche dir viel Spaß und Erfolg beim Üben der hohen Töne!
Hörbeispiel 1

Hörbeispiel 2

Hörbeispiel 3

So, nun hoffe ich, dass sich deine Treffsicherheit bei den hohen Tönen deutlich verbessert hat. Wie bei allem ist es so, dass Übung den Meister oder die Meisterin macht.
Hinterlasse mir gerne einen Kommentar am Ende dieser Seite und schreibe mir, ob diese Infos für dich hilfreich waren oder vielleicht hast du auch eine Frage. Ich freue mich über einen regen Austausch!
Deine Verena
Fit in der Clarin-Lage
7-Tage-Crash-Kurs
Lerne das Überblasen, mehr Sicherheit mit hohen Tönen und den ersten Registerwechsel.
Dieser Videokurs richtet sich an Anfänger, die bereits die tiefe Lage gelernt haben und nun die Clarin-Lage, also die höheren Töne auf der Klarinette lernen möchten. Da ab dem Zeitpunkt bei vielen Probleme auftreten, möchte ich mit diesem Kurs Unterstützung anbieten, so dass auch weiterhin die Freude am Klarinette spielen erhalten bleibt.
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